Bildungsminister lotet Probleme aus: Mit Marco Tullner zu Gesprächen über Lehrermangel und Inklusion

Aus der Volksstimme von Sebastian Pötzsch

Osterweddingen | Zu einem Informationsbesuch schaute am Donnerstagmorgen Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) in der Osterweddinger Grundschule vorbei. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete und Sülzetaler Gemeinderatsvorsitzender Guido Heuer und Bürgermeister Jörg Methner (SPD) nahmen daran teil.

Reges Gespräch zwischen Schulleiterin Petra Meyer, Guido Heuer (links), Marco Tullner und Jörg Methner (von rechts)

Nach einer musikalischen Begrüßung durch die Schüler nahm der Minister an einer Lehrstunde der 1. Klasse teil. Tullner zeigte sich beeindruckt von der Unterrichtsmethode, in der mit Musik und Bewegung als maßgebliche Elemente Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt wird.

In einem anschließenden Informationsgespräch mit Lehrkräften informierte sich der Bildungsminister über die Probleme an der Einrichtung.

Laut Schulleiterin Petra Meyer fallen in Osterweddingen entgegen des landesweiten Trends keine Unterrichtsstunden wegen Lehrermangels aus. „Allerdings haben wir auch keine Reserve mehr“, stellte die Direktorin klar.

Außerdem forderte sie, dass Schule und Hort auch künftig in einem Hause verbleiben sollten. „Die Schüler, ob in der Schule oder im Hort, sind doch die selben“, betonte Meyer.

Auch das Thema Inklusion, also die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben in allen Bereichen, kam zur Sprache. So wünschen sich die Lehrerkollegen mehr Sonderpädagogen und pädagogische Mitarbeiter, vor allem für die Betreuung von lernbehinderten Schülern. Diese Kinder kämen oftmals aus strukturarmen Elternhäusern.

„Lehrer müssen sich ganz unterschiedlich um einzelne Schüler kümmern. Da gibt es jene, die dem Stoff schnell folgen können, und jene, die kaum hinterherkommen und ganz besondere Bedürfnisse haben. Da kommen wir mit unserem Pensum einfach nicht mehr hinterher, dem können wir nicht gerecht werden“, betonte eine Lehrerin.

Trotzdem sollten Förderschulen beibehalten werden. Hier versprach der Minister, in nächster Zeit nachbessern und die Anzahl von Sonderpädagogen beziehungsweise von pädagogischen Mitarbeitern erheblich anheben zu wollen. Außerdem kritisierten die Lehrkräfte, dass es keine Pflicht auf einen Kita-Besuch gebe. Oftmals würden Kinder eingeschult, ohne dass ihnen zuvor jegliche Grundwerte vermittelt worden seien.

Als positiv bewerten die Lehrerinnen, dass es in den vergangenen eineinhalb Jahren keine grundlegenden Neuerungen gegeben habe. „Das war sehr beruhigend. Denn kurz vor Schuljahresbeginn Gesetze umzusetzen, hat immer viel Unruhe  hereingebracht“, erklärte die Schulleiterin. Aktuell lernen 106 Kinder in der Grundschule in Osterweddingen.

Quelle: Volksstimme Wanzleben vom 15.09.2017, Seite 18