Personalprobleme in Inklusiver Grundschule Altenweddingen: 57 Wochenstunden Unterricht fehlen

Aus der Volksstimme Börde von Detlef Eicke
Altenweddingen | Eltern und Lehrer haben sich besorgt über diesen Zustand geäußert. „Diese Entwicklung können wir auf keinen Fall tolerieren. Wir müssen in Bildung investieren und nicht in Beton“, machen Jan und Sabine Fritzke, letztere Mitglied des Elternrates der vierten Klasse, deutlich. In einem Brief an Marco Tullner, Chef des Ministeriums für Bildung in Sachsen-Anhalt, haben Eltern und Schüler auf den Lehrernotstand in Altenweddingen aufmerksam gemacht und um Hilfe bei der Lösung des Anliegens ersucht.

Elternvertreter und Schulelternräte sind vor kurzem mit Ortsbürgermeister Friedrich Rabe (Linke) und Sülzetal-Bürgermeister Jörg Methner (SPD) ins Gespräch gekommen. „Wir unterstützen das Anliegen der Eltern nach Kräften. Hier ist jetzt die große Politik gefragt. Es ist aus unserer Sicht ein Unding, was Kindern und Lehrern zugemutet wird. Hier entsteht der Eindruck, dass einer Schule im ländlichen Raum eine geringere Priorität beigemessen wird“, stellen Friedrich Rabe und Jörg Methner fest.

Derzeit fallen krankheitsbedingt zwei Stammlehrer sowie die der Schule zugewiesene Lehrkraft für das Fach Englisch längerfristig aus. „Hinzu kommt, dass eine Lehrerin, die eigentlich für die Integrationskinder eingesetzt war, zum 1. Dezember an eine andere Schule nach Magdeburg versetzt worden ist, obwohl wir beispielsweise zehn Kinder aus Migrationsfamilien haben sowie mehrere sozial-emotional auffällige Mitschüler beschult werden“, äußert der Schulelternratsvorsitzende Candy Grobler sein Unverständnis.

Auf Grund der langfristig erkrankten Lehrkräfte seien die Klassen drei und vier zusammengelegt worden. Die Klassenstärke liege dort zurzeit bei jeweils 30 Schülern. „Für Grundschüler, die bisher in kleinen Klassen unterrichtet wurden, ist aus unserer Sicht ein vernünftiges Lernen mit dieser Klassenstärke nicht möglich“, mahnt Grobler an. Hinzu komme, dass in den Klassen drei und vier der Englisch-Unterricht komplett ausfalle.

„Durch die Schulleiterin Frau Ellert wurden die Gemeinde als Schulträger sowie das Landesschulamt mehrmals über diesen Missstand informiert“, weiß der Schulelternratsvorsitzende. Sorgen bereite der fehlende Englischunterricht. Der genannte Unterricht ab der dritten Klasse sei laut Lehrplan obligatorischer Bestandteil des Grundschulunterrichts. Hier werden die Grundlagen erarbeitet, auf die in den weiterführenden Schulen ab der fünften Klasse aufgebaut wird. „Nur werden unseren Kindern diese Grundlagen aufgrund fehlender Lehrer nicht vermittelt. Wie sollen die Kinder dann dem Unterricht in der fünften Klasse folgen können?“, fragt sich Candy Grobler.

Guido Heuer (CDU), Gemeinderatsvorsitzender im Sülzetal und Landtagsabgeordneter, hat mit dem Ministerium Kontakt aufgenommen und die Unterrichtsversorgung (UVS) berechnen lassen – mit folgendem Ergebnis: „Am Schuljahresbeginn hatte die Schule eine UVS von 100 Prozent. Durch die Erkrankung von zwei Lehrkräften sank diese deutlich ab und lag am 10. November bei 76,64 Prozent. Das entspricht einem Defizit von 47 Stunden“, erläutert Guido Heuer. Die UVS habe sich mittlerweile wieder verbessert. „Am 24. November lag sie bei 87,11 Prozent, was einem Defizit von 26 Stunden entspricht“, weiß der Gemeinderatsvorsitzende.

Ein personeller Ausgleich durch Abordnungen sei derzeit nicht möglich, macht Guido Heuer deutlich. „Der Situationsbeschreibung zu entnehmen existiert an der Schule nicht primär Lehrermangel, sondern eine Problematik, die sich aus dem hohen Krankenstand ergibt“, weiß er. Derartige Situationen seien leider ein Grundproblem kleiner Schulstandorte, die selbst keine größeren personellen Ressourcen haben, um zu kompensieren. Darüber hinaus sei eine personelle Reaktion bezüglich des Englisch-Unterrichts eingeleitet worden, stellt Heuer klar.

Quelle: Volksstimme Börde vom 05.12.2016, S. 11