Bürgermeister Stankewitz forciert die Bemühungen um den Bau des Bode-Radweges
Von Yvonne Heyer | Wanzleber Volksstimme | 01.07.2020
Vertreter mehrerer Kommunen, Landrat und Politiker formulieren nach einem Gespräch direkt am Bodeufer eine wichtige Aufgabe: Um den Bode-Radweg tatsächlich entstehen zu lassen, soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden. Diese soll über Kreisgrenzen hinweg agieren.
Gröningen | Mit großen Gewerbegebieten und Industriebetrieben kann die Verbandsgemeinde Westliche Börde nicht unbedingt wuchern. Wohl auch deshalb sieht Verbandsgemeindebürgermeister Fabian Stankewitz (SPD) den Tourismus als besondere Form der Wirtschaftsförderung an. Denn in dieser Hinsicht gibt es in den Mitgliedsgemeinden so einiges, womit sie werben und Touristen anlocken können. Ein gutes Beispiel ist bereits der Campingplatz mit Bootsverleih an der Bode in Gröningen. Unternehmer Hans-Peter Lemgau hat im Gespräch mit Fabian Stankewitz schon vor einigen Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass ein wichtiges Zugpferd für die Belebung des Tourismus der Bode-Radweg wäre. Geredet werde darüber schon länger, mehr aber auch nicht.
Das möchte der Verbandsgemeindebürgermeister ändern. Deshalb lockte Fabian Stankewitz jüngst Landrat Martin Stichnoth (CDU) direkt an Bode. Mit dabei auch Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos), schließlich fließt die Bode auch durch Oschersleben wie auch durch Wegeleben, deshalb war Hans-Jürgen Zimmer als Bürgermeister der Stadt ebenso nach Gröningen gekommen. An der Gesprächsrunde nahmen darüber hinaus Hans-Peter Lemgau, Kreis- und Landtagsabgeordneter Guido Heuer (CDU), Gröningens Bürgermeister Ernst Brunner, Kroppenstedts Stadtoberhaupt Joachim Willamowski, Dietmar Hobohm als Vorsitzender des Verbandsgemeinderates sowie Janina Kluge als Leiterin des Büros des Landrates teil.
„Der Bode-Tourismus, der Tourismus auf und an der Bode muss eine Aufgabe des Landkreises werden. Dazu gehört eben auch der Bode-Radweg“ – mit dieser klaren Ansage Fabian Stankewitz begann die Gesprächsrunde, während der Fluss selbst sanft an den Männer und der einen Frau vorbei plätscherte. „Die Bode hat ein erhebliches Potenzial, das wir auch ausschöpfen müssen“, ist Unternehmer Hans-Peter Lemgau nach neun Jahren Campingplatz und Kanuverleih überzeugt. „Doch für Mehrtagestouristen fehlt die Infrastruktur. Ein flussbegleitender Radweg wäre deshalb top“, meint der Unternehmer. Andererseits macht er nochmals darauf aufmerksam, dass die Querverbindungen im Fluss gerade dem Wassertourismus wenig zuträglich sind. „Die Wehre stören. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ist ein wichtiger Partner, sei aber auch ein großer Verhinderer des Tourismus. Der LHW ist aber zudem aus anderer Sicht ein wichtiger Partner: Zahlreiche Flächen entlang der Bode gehören dem LHW.
Einig sind sich die Akteure darin, dass es nicht überall gelingen wird, einen durchweg flussbegleitenden Radweg zu schaffen. Überhaupt stehe zuallererst die Frage nach der Trasse und ob es nicht hilfreich sei, die einzelnen Streckenabschnitt zu priorisieren. Eine weitere sehr wichtige Aufgabe es, die Notwendigkeit dieses Radweges zu verdeutlichen. Nicht selten hätten die Kommunen das Argument der Planer schon zu hören bekommen, an der Straße X gäbe es kaum Radfahrer, daher müsse hier auch keiner gebaut werden. „Aber wer traut sich schon entlang einer viel befahrenen Landstraße Fahrrad zu fahren? Wir sehen es doch am Radweg entlang der B 246 zwischen Oschersleben und der Kreuzung Flotts Höhe oder nach Hornhausen. Seit es diese Radwege gibt, sind hier auch viele Radfahrer unterwegs“, weiß Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer aus Erfahrung zu berichten. Allein am Beispiel eines Radweges zwischen Hordorf und Oschersleben, für den es schon drei Trassenvorschläge gab, könne er ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, sichere Wege für Radfahrer zu schaffen.
Hohe Klassifizierung für den Weg erreichen
In der überregionalen Radwegeplanung sind Wege rund um die Westliche Börde oder Oschersleben auf der Prioritätenliste auf Platz 400 und tiefer zu finden. Deshalb sei es wichtig, dass der Boderadweg eine höhere Klassifizierung bekommt. Aktuell hätte der Boderadweg nicht einmal die Klasse 2.
Um den Bode-Radweg sprichwörtlich auf dem Weg zu bringen, schlugen die Akteure schließlich vor, eine Arbeitsgruppe (Arge) ähnlich wie die zum Breitbandausbau zu gründen. Nur gemeinsam könnten die vielfältigen Hausaufgaben bewältigt werden. Diese beginnen mit der Festlegung der Trasse, für die wiederum die Eigentümer der Flächen ermittelt werden müssen. Zugleich müsse geklärt werden, welche vorhandenen Wege, beispielsweise Feldwege, genutzt werden können oder welche Abschnitte über den landwirtschaftlichen Wegebau entstehen könnten. Führen die Trassen möglicherweise durch ein Landschaftsschutzgebiet oder gar durch dein FFH-Gebiet?
Fragen über Fragen, die die einzelnen Kommunen und Akteure vor Ort gar nicht allein bewältigen können. Hinzu kommt der Fakt, dass im Fall des Bode-Radweges kreisübergreifend vom Harzkreis, über den Bördekreis bis in den Salzlandkreis hinein gearbeitet werden müsste. „Die Planung des Bode-Radweges gehört deshalb in die Regionalsplanung“, erklärte Landrat Martin Stichnoth. Mit dem erklärten Ziel, eine Arge zu gründen, endete ein konstruktives Arbeitsgespräch in der Idylle der Bode, die hoffentlich in naher Zukunft viele Radfahrer genießen können.
Quelle: Wanzleber Volksstimme, erschienen am 01.07.2020, S. 17