Vor-Ort-Termin in Altenweddingen mit Gastronomin Petra Isensee
Die Inhaberin des „Rosengartens“, Petra Isensee, plagten Existenzängste angesichts der Corona-Einschränkungen. Die angekündigten Erleichterungen bei der Öffnung von Restaurants seien gut. Die Auflagen dürften jedoch nicht zu hoch sein, sagt sie.
Von Udo Mechenich | Wanzleber Volksstimme | 09.05.2020
Petra Isensee betreibt als Inhaberin schon seit 34 Jahren das Eiscafé und Restaurant „Rosengarten“ in Altenweddingen.
„In den ersten Tagen nach den Corona-Einschränkungen war ich regelrecht gelähmt. Ich habe mir hier etwas aufgebaut. Wenn ich Pleite gehe, bin ich meine Existenz los.“
Petra Isensee im Interview
Kein Licht am Ende des Tunnels
Gaststätten dürfen aufgrund der Corona-Beschränkungen nach wie vor noch nicht öffnen. In Sachsen-Anhalt sollen sie am Freitag, 22. Mai, wieder ihre Gäste bewirten dürfen. Die CDU-Fraktion im Landtag hat nun einen Beschluss gefasst, dass die Gaststätten schon ab Montag, 18. Mai, öffnen dürfen. So könnten sie das Geschäft an Himmelfahrt, 21. Mai, schon mitnehmen.
„Gastwirte haben die Erfahrung, wie sie mit ihren Gästen umgehen können. Das ist allemal besser, als wenn in den Parks die Polizei die Menschen einsammeln muss, weil Abstandsregeln nicht eingehalten werden“, urteilt der CDU-Landtagsabgeordnete aus Langenweddingen, Guido Heuer.
Schon eine Woche vor dem Start der offiziellen Einschränkung musste die Inhaberin des Rosengartens die Türen schließen. Umsatzmäßig sah sie kein Licht am Tunnel. „Alle Menschen waren verängstigt. Schon zu der Zeit hatten wir zwei Drittel Einnahmeeinbußen. Da rechnete sich der Betrieb nicht mehr. Wir steuerten Richtung Insolvenz.“ Der folgende Außer-Haus-Verkauf wurde nicht angenommen. Schon nach drei Tagen brach Isensee ihn ab.
Auch beim Personal musste Isensee kürzen: Ihre zwei ständigen Mitarbeiter waren bis jetzt in Kurzarbeit. Angesichts der angekündigten Erleichterungen steigt einer nun wieder voll ein. Der andere steht in Rufbereitschaft. Hier will Isensee zunächst schauen, wie die Wiederaufnahme ankommt.
Heuer versteht dieses Zögern. „Die Gastwirte im Sülzetal kämpfen um ihre Existenz. Wenn wir jetzt nicht zeitnah eröffnen, dann laufen wir auf eine Insolvenzwelle im Gastronomiebereich hinaus. Das müssen wir verhindern.“
Die Öffnungserlaubnis sei gut, so Isensee. Die Auflagen dürften jedoch nicht zu hoch sein. Gerade das Verbot von Veranstaltungen treffe die Gastwirte hart. „Wir Gastronomen im ländlichen Bereich leben davon. Die Menschen wollen sich treffen. Mir sind beispielsweise im letzten Monat vier Veranstaltungen mit jeweils 60 Leuten durch die Lappen gegangen. Ohne solche Feiern habe ich nur einen geringen Umsatz. Der liegt nur noch bei einem Drittel des normalen Betrages – die Betriebskosten bleiben aber die gleichen.“
Bundesweit der Vorreiter
Vor diesem Hintergrund erlaubt die Landesregierung Sachsen-Anhalts schon jetzt, dass sich bis zu fünf Personen außerhalb des eigenen Hauses treffen dürfen. Damit ist Sachsen-Anhalt bundesweit Vorreiter. Heuer: „Nun müssen wir aber schauen, was die aktuellen Lockerungen bewirken. Wir diskutieren in Magdeburg aktuell darüber, dies auf 50 Personen zu erhöhen. Dazu wird es bis Ende Mai eine Entscheidung geben.“
In einem ersten Schritt helfen Bund und Land auch mit Förder- und Kreditprogrammen. Hier liegen zur Zeit bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt 44 000 Anträge vor. „Zwei Drittel davon sind schon bearbeitet“, erklärt Heuer.
Die finanziellen Hilfen passen, zeigt sich Isensee zuversichtlich. „Wir brauchen aber auch hier eine Ausdehnung, denn die Menschen werden jetzt nicht unbedingt gleich wieder alle in die Restaurants gehen. Das wird seine Zeit dauern.“
Schön wäre eine Herabsetzung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie, schlägt Isensee vor.
„Wir, die CDU-Fraktion im Magdeburger Landtag, befürworten eine befristete Absenkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie, beispielsweise bis Ende des Jahres 2021“, bestätigte Heuer diesen Vorschlag, „dies ermöglicht den Unternehmen einen größeren Gewinn, mit dem sie ihre Ausfälle teilweise kompensieren könnten.“